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Gott im Café: Islamischer Religionsunterricht

Wenn es statt der funktional-intendierten vielmehr die informelle Erziehung ist, die das Schulleben und damit Kinder und Jugendliche prägt, ist es dann nicht von größter Bedeutung einen Islamischen RU (wie er in NRW und einigen anderen Bundesländern trotz aller Schwierigkeiten auf den Weg gebracht wurde) einzuführen, um u.a. den demokratischen Wert/ das Recht der Gleichberechtigung nicht nur zu vermitteln, sondern auch zu leben und damit muslimische SuS gerade in dieser wichtigen Sozialisationsinstanz nicht „außen vor“ zu lassen? (Diese Frage stelle ich auch in Bezug auf die Vorbehalte, die mitunter gegenüber der Vereinbarkeit von Islam und einer autonomie- und subjektfördernden Bildung bestehen. Da die Lehrpläne für den IRU den Ministerien vorgelegt werden und die islamischen Religionspädagogen an deutschen Hochschulen ausgebildet werden, frage ich mich, wie „problematisch“ die Situation tatsächlich ist.)


Diese Frage knüpft an das Gespräch bei "Gott im Café" zu dem Thema "Religion - Werte - Bildung" und wird von unserem Gast Prof. em. Dr. Bernhard Dressler beantwortet:


Ich stimme Ihnen zu, würde nur den Akzent etwas anders setzen: Als Unterricht unterliegt der Islamische RU den Maßstäben von Bildung. Eine Wirkung im Sinne „informeller Erziehung“ ist hier „nur“ insofern zu veranschlagen, als damit und mit den damit verbundenen Wirkungen auf das kulturelle Schulleben Effekte von Anerkennungserfahrungen zu erwarten sind. Die von Ihnen genannten „Vorbehalte“ sind allerdings insofern Ernst zu nehmen, als die eher konservativen und wohl nicht unbedingt repräsentativen islamischen Verbände zum Teil Einfluss auf Inhalt und Gestaltung des islamischen RU wie auch auf das Lehramtstudium zu nehmen versuchen. Dass in Hessen mit ditib die Religionsbehörde eines anderen Staates als Kooperationspartner für den islamischen RU gilt, halte ich für schwer akzeptabel. Etwas ganz anderes ist die Frage, wie weit unsere Begriffe und Konzepte von „Subjekt“ und „Dialog“ mit der im Islam durchaus anderen Balance von Heteronomie und Autonomie in Spannung stehen und zudem das bestimmte, von der Bibel unterschiedene Verständnis des Koran dem in der christlichen Katechese weitgehend überwundenen Konzept repetitiven Lernens entgegenkommt – das insofern auch dann eine gewisse Anerkennung verlangt, wenn es unserem Verständnis von einer „autonomie- und subjektfördernden Bildung“ widerspricht. 

(Prof. em. Dr. Bernhard Dressler) 

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